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Elektrische Telegraphie

Die elektrische Telegraphie wird zum ersten Mal 1753 (C. M.?, Charles Marshal?) nachweislich erwähnt, ohne Angabe irgendwelcher technischer Apparate. Technische Versuche gab es seit 1774 (Lesage, Reiser 1786, Lomond 1787, Cavallo entwickelte 1795 einen Funkentelegraphen, Salva 1796, Bétancourt 1798 über 60 km). Diese Geräte verwendeten meistens statische Elektrizität etwa aus Kleistschen Flaschen, die Holundermarkkügelchen bewegten. 1809 legte Samuel Thomas von Sömmering den ersten galvanischen und elektrochemischen Telegraphen der Münchener Akademie vor. Francis Ronalds konstruierte 1816 in London den ersten elektrischen Zeigertelegraphen, den er jedoch der Admiralität nicht vorführen konnte ("Neue Telegraphen irgendwelcher Art sind gänzlich überflüssig."). 1839 führte de Heer seinen elektrophysikalischen Telegraphen in Deventer vor.

Elektromagnetische Telegraphen wurden seit 1820 (Ampère, nach einer Idee von Laplace) vorgestellt. 1829 entwickelte Fechner einen elektrischen Telegraphen, seit 1832 befasste sich der amerikanische Historienmaler Samuel Finley Freese Morse mit Telegraphieversuchen. Ebenfalls 1832 konstruierte Pawel Lwowitch Schilling von Cannstadt einen elektromagnetischen Nadeltelegraphen mit fünf Nadeln und stellte bereits ein Alphabet zusammen. 1833 verbanden Karl Friedrich Gauss und Wilhelm E. Weber Sternwarte und Physikalisches Kabinett in Göttingen über 1500 m mit zwei Drähten und bauten somit die erste elektromagnetische Telegraphenanlage. Aus dieser entwickelte sich dann die Eisenbahntelegraphie, in Deutschland durch Erdmann 1835, in England durch William Fothergill Cooke und Charles Wheatstone 1837. In diesem Jahr führte Morse seinen ersten Apparat Freunden vor. 1840 ließ sich Morse seinen "Tastertelegraphen" patentieren. Der Wheatstonesche Telegraph regte Siemens 1842 dazu an, sich mit der Telegraphie zu befassen. Von 1843 bis 1844 wurde die erste Telegraphenlinie nach dem System Morse zwischen Washington und Baltimore fertiggestellt. In Deutschland und Frankreich wurden in dieser Zeit mehrere Eisenbahntelegraphen gebaut, wobei verschiedene konkurrierende Systeme eingesetzt wurden. Das von Wheatstone 1845 verbesserte System mit nur einem Zeiger war noch bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in England in Gebrauch. 1846 änderte Alexander Bain seinen elektrochemischen Telegraphen für Schnellbetrieb um, indem er die Depeschen vorher in einen Lochstreifen stanzte. 1846 konstruierte Werner Siemens einen Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung, der hauptsächlich im Eisenbahnverkehr verwendet wurde. 1847 wurde der Morsetelegraph von der hannoverschen Staatsbahn erstmals in Europa eingeführt. Gintl zeigte 1853, wie über eine Leitung gleichzeitig mehr als ein Telegramm übermittelt werden konnte, indem das Gegensprechen durch eine "Kompensations-Batterie" unterdrückt wurde. 1854 entwickelten Siemens und Karl Frischen ein Gegensprechverfahren mit nur einer Batterie und Induktionsspulen, welches später auch im Telefon eingesetzt werden konnte. 1854 versuchte Gaetano Bonelli die telegraphische Verbindung aus fahrenden Zügen einzuführen. Siemens & Halske entwickelten 1856 einen erfolgreichen Magnet-Induktions-Zeigertelegraphen. Im amerikanischen Bürgerkrieg rüstete man 1861 einen Lufballon mit Morse-Telegraphen aus.

Die Entwicklungen dieser Zeit bewirkten vor allem, dass die bis dahin gebräuchliche optische Telegraphie schnell eingestellt wurde.