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BSC-Leitungsprotokolle

Unter den in der Praxis verwendeten Leitungsprotokollen war das von der ISO definierte Basic Mode-Protokoll lange Zeit das verbreitetste. Es wurde von IBM unter dem Namen Binary Synchronous Control übernommen und deshalb auch BSC oder Bisync genannt, welches der häufigste Name für dieses Protokoll ist.

Das BSC-Protokoll ist ein zeichenorientiertes, synchrones Protokoll, d.h. es werden nur Blöcke übermittelt, in denen sich ganze Bytes (meist ASCII/IA5) befinden; in einigen Anwendungen werden auch EBCDIC-Zeichen benutzt. Die Datenübermittlung wird in den Auf- bzw. Abbau einer Verbindung und die Datenübertragung unterteilt. Der Verbindungsaufbau wird mit besonderen Kontrollzeichen durchgeführt, die dem ASCII-Zeichensatz entnommen sind:

Positive Quittung

SYN SYN ACK

Negative Quittung

SYN SYN NAK

Einfache Anfrage

SYN SYN ENQ

Select/Poll-Anfrage

SYN SYN P/S Adresse ENQ

Beende Verbindung

SYN SYN EOT

Einfacher Block

SYN SYN STX ...Text... ETX BCC

Einfacher Block mit Header

SYN SYN SOH ID ... STX ...Text... ETX BCC

Block einer Blockfolge

SYN SYN STX ...Text... ETB BCC

Letzter Block

SYN SYN STB ...Text... ETX BCC

Das BSC-Protokoll wird für einfache Verbindungen zwischen zwei Stationen (link control) und Mehrfachverbindungen (contention control) benutzt. Bei der einfachen Verbindung sind beide Stationen gleichberechtigt. Möchte eine Station kommunizieren, so sendet sie eine einfache Anfrage an die Gegenstation. Versuchen beide Stationen, gleichzeitig eine Verbindungen aufzubauen, so erhält eine ausgewählte Station die Erlaubnis dazu. Danach findet die Kommunikation wie bei der Mehrfachverbindung statt.

Bei Mehrfachverbindungen gibt es eine Kontrollstation (control station), welche für den Aufbau von Verbindungen verantwortlich ist. Zum Aufbau einer Verbindung kann an jede entsprechende Station eine Anfrage gestellt werden, indem eine Select-Anfrage zum Senden und eine Poll-Anfrage zum Empfangen geschickt wird. Die angesprochene Station antwortet mit einer positiven oder einer negativen Quittung, je nachdem, ob sie eine Verbindung aufbauen kann oder nicht. Darüber hinaus kann die Kontrollstation auch mittels einer fast selection einer anderen Station direkt einen Datenblock schicken.

Transparenz wird durch eine besondere Umschaltsequenz DLE STX erreicht, welche alle nachfolgend gesendeten Zeichen (außer dem DLE) weiterleitet, ohne daß diese als Steuerzeichen interpretiert werden. Diese Betriebsart wird erst durch ein DLE ETX oder DLE ETB wieder beendet. Die Sequenz DLE DLE wird als einfaches Nutzbyte DLE interpretiert. Darüber hinaus kann noch die Folge DLE SYN geschickt werden, welche keine Bedeutung hat. Andere Zeichen dürfen hinter einem DLE nicht erscheinen.

Die Übertragungsrate auf den Kanälen liegt zwischen 1.200 Bit/s und 9.600 Bit/s. Zur Fehlerüberwachung wird ein zyklisches Redundanzprüfverfahren verwendet; für die Prüfinformation sind ein oder zwei Bytes vorzusehen.

Die Wartezeiten der Zeitüberwachung liegen in der Größenordnung von zwei Sekunden. Innerhalb dieser Zeit muß ein Block bzw. eine Anfrage bestätigt sein. Ist das nicht der Fall, so wiederholt die sendende Station ihre Anfrage. Eine Flußkontrolle wird erreicht, indem ein Empfänger, der keine weiteren Blöcke verarbeiten kann, eine Quittierung verzögert erteilt; der Sender kann somit nur entsprechend langsamer Blöcke absetzen. Vor Ablauf der Wartezeit muß der Empfänger jedoch eine verzögerte Bestätigung (DLE DLE SYN SYN) erteilen, auf die der Sender durch eine Anfrage reagieren muß.

Wenn der Sender für einige Zeit keine Blöcke zum Senden hat, so muß er nach Ablauf von zwei Sekunden einen Verzögerungsrahmen (SYN SYN STX ENQ) an den Empfänger schicken; der Empfänger muß mit einem Rückfragerahmen (SYN SYN NAK) antworten. Man sieht aus diesen Protokollen, daß es sowohl für den Sender als auch für den Empfänger leicht möglich ist, die Übertragungsraten ihrer Verarbeitungsgeschwindigkeit anzupassen (Flußkontrolle). Da jedoch nicht vorgesehen ist, daß verschiedene Verbindungen gleichzeitig im Multiplexbetrieb einen Kanal belegen, reduziert dieses zugleich die Auslastbarkeit des Kanals.

Das Protokoll zum Austausch von Daten ist ähnlich dem Sende-und-Warte-ARQ-Protokoll; darüber hinaus hat dieses Protokoll weitere Nachteile.

Das Protokoll ist nur für den Wechselbetrieb definiert (halbduplex), so daß der heutzutage bevorzugte Duplexbetrieb nur mit komplexen Zusätzen zum Protokoll ermöglicht werden kann.

Blöcke besitzen keine Blocknummern, ACKs verwenden alternierende Quittungen. Daher können evtl. Blöcke mehrfach gesendet werden, ohne daß der Empfänger dieses erkennen kann.

Die Fehlerkontrolle wird nur über die Datenbytes, nicht jedoch über den Rahmen gemacht, so daß Fehler in der Kontrollinformation unentdeckt bleiben können, deren Behandlung das Protokoll verkompliziert.

Wegen der großen Anzahl von Optionen können nur wenige Implementierungen zusammenarbeiten; darüber hinaus ist die Implementation dieses Protokolls relativ umfangreich.

Einige Zeichen werden mehrfach verwendet, was in bestimmten Situationen zu Fehlern führen kann; z.B. wird ENQ benutzt, um eine Sende- und Empfangsanfrage durchzuführen, aber auch um die Wiederholung der letzten Nachricht zu veranlassen.

Aus diesen Gründen wird heute in der Praxis meist ein anderes Protokoll verwendet, das HDLC.