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Die Kommunikationssteuerungsschicht

Die Kommunikationssteuerungsschicht (session layer) gibt dem Benutzer die Möglichkeit, seine Kommunikation mit einem anderen Benutzer selbst zu kontrollieren und zu synchronisieren. Während die tieferen Schichten die Aufgabe haben, eine Dateneinheit unverfälscht von einer Station zu einer anderen zu übertragen, ist es die Aufgabe dieser Schicht, sprachliche Mittel zur Durchführung der Datenübertragung zur Verfügung zu stellen. Dabei gibt es weder Beschränkungen in der Größe der Daten noch in der Dauer einer Verbindung.

Man kann die folgenden Funktionen, welche von der Kommunikationssteuerungsschicht angeboten werden, unterscheiden:

Auf- und Abbau von Verbindungen,
Festlegung von Synchronisationspunkten,
Unterbrechung und spätere Fortsetzung eines Dialogs,
Ausnahmebehandlung bei Netzfehlern.

Es gibt 58 Dienstelemente, die in 21 Dienste aufgeteilt sind, welche wiederum zu 12 Funktionseinheiten gruppiert sind. Diese werden in drei Teilmengen gegliedert (1984 Recommendation), welche als

BCS Basic Combined Subset,
BSS Basic Synchronized Subset,
BAS Basic Activity Subset

bezeichnet werden. Zur Synchronisation werden Marken (token) verwendet, von denen es vier Arten gibt.

Datenmarken (data token),
Beendigungsmarken (release token),
Synchronisationsmarken (synchronize-minor token),
Aktivitätsmarken (activity-major token).

Die Datenmarke gibt an, welcher Kommunikationspartner Daten senden darf (bei Halbduplex-Betrieb). Zur Erlangung dieser Marke kann ein Teilnehmer ein S.TOKEN.please.request absetzen. Die Beendigungsmarke erlaubt es einem Teilnehmer, die Sitzung zu beenden.

Die Synchronisationsmarken dienen der Synchronisation der Verbindung. In gewissen Abständen kann der Sender diese Marken absetzen, und der Empfänger diese quittieren; die Datenmenge zwischen zwei Synchronisationspunkten wird als Dialogeinheit (dialogue unit) bezeichnet. Dadurch können – bei größeren Datenmengen – die Teilnehmer darüber Einverständnis erzielen, wie weit ihre Kommunikation bereits vorangeschritten ist. Bei einem Fehler des Netzes kann ab einem bestimmten Synchronisationspunkt die Übertragung wieder aufgenommen werden. Die Synchronisationsmarken werden von der Kommunikationssteuerungsschicht verwaltet; sie sind von 0 bis 999.999 durchnumeriert.

Die Aktivitätsmarken dienen der größeren Unterteilung einer Verbindungen. Sie erlauben es, eine Verbindung in Aktivitäten zu unterteilen. Dabei können Aktivitäten jederzeit unterbrochen, und später in der gleichen oder einer anderen Sitzung wieder aufgenommen werden. Aktivitäten werden in Dialogeinheiten gegliedert.

KOMMUNIKATIONSSTEUERUNG.WMF (13892 Byte)

Beim Aufbau einer Verbindung können gewisse Gütemerkmale beantragt werden, wie Schutz der Sitzung, Priorität, Fehlerrate, Durchsatz, Übermittlungszeit, optimierte Übermittlung oder erweiterte Kontrolle. Kann der Diensterbringer (also die vierte Schicht) diese Gütemerkmale nicht erfüllen, so wird der Verbindungsaufbauwunsch abgelehnt. Kommt eine Verbindung zustande, so wissen beide Teilnehmer über die Gütemerkmale beider Übertragungsrichtungen Bescheid.

Die Kommunikationssteuerungsschicht soll den Benutzer des Kommunikationssystems bei der geregelten Durchführung seiner Tätigkeiten unterstützen. Dienste, die ein Anwender gegebenenfalls selbst implementieren müsste, werden von dieser Schicht bereits vorgegeben. Wichtiger ist es jedoch, dass ein gewisses Kommunikationsszenario von den Standardisierungsgremien durchgespielt und dessen Fehlermöglichkeiten, wie Verklemmungen, nicht terminierte Subprozesse oder unkontrollierte Unterbrechungen von Sitzungen, analysiert wurden. Es zeigt sich jedoch, dass das entstandene System sehr komplex ist, d.h. dem Anwender ein tiefgehendes Verständnis für die Regeln und deren Rechtfertigungen abverlangt wird, weshalb dieses System nur schwierig einsetzbar ist.

Verschiedene Netze, wie ARPANET, USENET und andere kommen vollständig ohne eine Sitzungssteuerungsschicht aus; andere Netze implementieren nur rudimentäre Teile davon.