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Mechanismen des OSI Systems Managements

Alle wichtigen Bestandteile von Managementsystemen und den zu betreibenden Rechnernetzen werden nach dem Ansatz des OSI Systems Managements durch MOs repräsentiert. Jede Aktivität im Managementsystem beruht auf Operationen, über die MOs erzeugt, gelöscht, beobachtet oder verändert werden, sowie auf Meldungen (notification), die von MOs versendet werden.

Jedes MO wird von einem Prozess im Managementsystem verwaltet. Ein Prozess kann dabei für mehrere MOs zuständig sein. Die Operationen auf MOs werden über eine elementare Dienstschnittstelle aufgerufen, die jeder Prozess bereitstellen muss, der MOs verwaltet. Die Dienste, die an der Schnittstelle angeboten werden, werden CMIS (Common Management Information Services) genannt und sind im internationalen Standard IS 9595 definiert. Im einzelnen werden die im folgenden beschriebenen Dienste angeboten.

Mit M-SET und M-GET können Werte in MOs geändert und gelesen werden; M-CREATE und M-DELETE erzeugen und löschen dynamisch MOs; M-ACTION initiiert Aktivitäten, die ein MO durchführen soll. Mit M-CANCEL-GET kann eine Anfrage nach Managementinformation wieder annulliert werden. Außerdem werden durch das Dienstprimitiv M-EVENT-REPORT Ereignismeldungen unterstützt. Bei Inanspruchnahme einiger dieser elementaren Dienste muss festgelegt werden, auf welche MOs sich die Operation beziehen soll. Dazu stellt OSI die Mechanismen des Scoping (Eingrenzung) und des Filtering (Auswahl) zur Verfügung. Wird die Enthaltenseins-Relation durch einen Baum repräsentiert, so bestimmt das Scoping einen Teilbaum, der alle Objekte enthält, die von der Operation betroffen sein können. Diese Menge wird dann durch die Auswertung von Bedingungen (z.B.: verfügt das Objekt über ein bestimmtes Attribut) weiter eingeschränkt.

INTERAKTION IN MGMT-SYSTEMEN.WMF (7176 Byte)

Wird über die Dienstschnittstelle eine Operation auf einem MO angefordert, das nicht lokal verfügbar ist, so muss der Auftrag an eine andere Komponente des Managementsystems weitergeleitet werden. Dies erfolgt über ein auf die Dienstschnittstelle genau abgestimmtes Managementprotokoll: CMIP (Common Management Information Protocol). Neben der angesprochenen elementaren Dienstschnittstelle definiert das OSI Systems Management eine Vielzahl von Basisfunktionen sowie Mechanismen zu deren Realisierung. Eine Gruppe von Funktionen, die ein gemeinsames Ziel unterstützen, sowie die dazugehörigen Mechanismen sind jeweils in einem eigenen Standard beschrieben und werden als Systemmanagementfunktionen (Systems Management Function) bezeichnet. Jede der Systemmanagementfunktionen ist einem Aufgabenbereich des Managements zugeordnet.

Die Objekt Management Funktion befasst sich mit der Repräsentation physischer Objekte in Managementsystemen.

Die Status Management Funktion stellt Basisfunktionen für das Lesen bzw. Setzen des Status (State) von MOs bereit. Man unterscheidet allgemeine Statusaspekte, die für die meisten Objekte zutreffen, und spezielle Statusaspekte, die der Programmierer selbst zu definieren hat.

Die Funktionen zum Relationsmanagement (Relationship Management) unterstützen die Verwaltung und die dynamischen Festlegung von Beziehungen zwischen MOs.

Die Systemmanagementfunktionen Alarm Reporting, Event Reporting Management und Log-Control dienen der elementaren Unterstützung des Fehlermanagements. Die Alarm Reporting Function wird verwendet, wenn Fehlermeldungen im Managementsystem verbreitet werden sollen; die Log-Control Funktion vereinfachen das Protokollieren von Ereignissen zur späteren Auswertung.

Funktion

ISO-Nr.

Herkunft

Verwendung

Object Management
State Management
Relationship Management
Alarm Reporting
Event Report Management
Log Control
Security Alarm Reporting
Security Audit Trail
Accounting Meter
Workload Monitoring
Throughput Monitoring
Response Time Monitoring
Measurement Summarization
Confidence and Diagnostic Testing
others
10164-1
10164-2
10164-3
10164-4
10164-5
10164-6
10164-7
10164-8
10164-10
10164-11
10164-
10164-
10164-
10164-

CM
CM
CM
FM
FM
FM
SM
SM
AM
PM
PM
PM
PM
FM

*
*
*

*
*
SM
SM
AM
PM
AM
FM
*
FM

Weitere Funktionen unterstützen das Sicherheitsmanagement, das Leistungsmanagement und das Accounting Management; sie befinden sich teilweise noch in der Entwicklung.

Die Event Reporting Management Function umfasst die Mechanismen zur Weiterleitung von Ereignismeldungen in Managementsystemen und soll an dieser Stelle näher beschrieben werden.

Aufgrund eines Ereignisses wird eine entsprechende Meldung (Notification) erzeugt. Ein solches Ereignis kann z.B. die Überschreitung eines Schwellwerts oder eine Statusänderung sein. Die Mechanismen des Event Reporting legen die Ziele innerhalb des Managementsystems fest, an welche entsprechende Ereignisse gemeldet werden. Dieses wird durch spezielle MOs, sogenannte Event Forwarding Discriminators (EFD), ermöglicht.

Der Basismechanismus läuft wie folgt ab: Immer dann, wenn ein MO innerhalb eines offenen Systems durch (lokales) Aussenden einer Notification ein Ereignis bekannt gibt, werden durch das Event Pre-Processing zunächst potentielle Ereignismeldungen geformt. Diese werden an alle EFDs im lokalen System weitergeleitet. Potentielle Ereignismeldungen sind also außerhalb des Systems, in dem sie erzeugt werden, nicht sichtbar. Die EFDs entscheiden, welche Ereignisse an die zuständigen Prozesse innerhalb des Managementsystems weitergeleitet werden, und ob die resultierenden Ereignismeldungen zu bestätigen sind. Dazu ist in jedem EFD festgelegt, welche Bedingungen eine potentielle Ereignismeldung zur Weiterleitung erfüllen muss. Einige EFDs können außerdem Zeiträume festlegen, innerhalb derer sie Meldungen weiterleiten bzw. nicht weiterleiten.

EVENTREPORTFORWARDINGMECH.WMF (5462 Byte)

Der Aufbau von EFDs ist durch die MO-Klasse Event Forwarding Discriminator definiert. Im folgenden betrachten wir einige wichtige Attribute, über die Instanzen dieser Klasse überwacht und gesteuert werden können.

Das Attribut Discriminator Construct legt die Tests fest, denen eine potentielle Ereignismeldung unterzogen wird, um über eine Weiterleitung zu entscheiden. Beispielsweise könnte das Attribut die folgende Bedingung enthalten:

    (objectClass equal to protocolEntity)
and (entityID starts with "123")
and ( (severity not Equal to minor)
    or (badPduCount greater than 20))

Die genaue Notation solcher Attributwerte ist zwar in den OSI-Standards festgelegt, soll jedoch nicht weiter betrachtet werden.

Durch das Attribut Administrative State kann der gewünschte Zustand eines EFDs beeinflusst werden. Informationsverarbeitung ist nur gestattet, wenn der Wert dieses Attributs unlocked ist.

Mit Hilfe der Attribute Start Time und Stop Time lassen sich Zeitpunkt und Zeitdauer für die Ausführung der Funktion festlegen.