Rechnernetze
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Zur Geschichte der Rechnernetze

Wir definieren Rechnernetze (computer networks) als kommunizierende autonome Recheneinheiten. Historisch können Rechnernetze also frühestens mit dem Aufkommen von Recheneinheiten zum ersten Mal in Erscheinung treten. Daher lassen sich die ersten Rechnernetze erst in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts datieren. Dennoch werden die damals vorhandenen speziellen Systeme, die in der Verteidigung oder für Luftfahrtbuchungssysteme eingesetzt werden, nur schwer als Rechnernetze klassifizieren, da hier die Kommunikation an sich im Vordergrund statt, wenngleich die Endsysteme häufig - aber nicht immer - Rechensysteme waren.

Rechnernetze kamen erst auf, als die Zentralrechner, welche die Frühzeit der Computer-Anwendung bestimmten, durch verteilte Rechensysteme abgelöst wurden. Während es in zentralen Rechensystemen einfach war, verschiedene Prozesse, die quasiparallel auf dem gleichen Rechner arbeiteten, untereinander Nachrichten austauschen zu lassen, ist dieses in verteilten Systemen zunächst einmal unmöglich. Erst durch das Aufkommen der Interkonnektion (interconnection), d.h. der Kommunikationsmöglichkeit zwischen autonomen Rechensystemen, konnten autonome Systeme die funktionalen Möglichkeiten zentraler Systeme bieten, wobei natürlich weitere Vorteile gegenüber diesen hinzukamen. Zeitlich hängt dieses eng mit der Entwicklung von Arbeitplatzrechnern (workstation) oder persönlichen Rechnern (PC: personal computer) in den siebziger oder achtziger Jahren zusammen. Wichtig (und zunächst im Gegensatz zum Telefon entscheidend) war die Hervorhebung der Datenübertragung zwischen Rechensystemen gegenüber der Sprachübertragung zwischen Menschen. Dieses Unterschied hat sich mit der Entwicklung der Multimedia-Technik allerdings verschoben bzw. ist mittlerweile gänzlich aufgehoben, da die Telefontechnik für die Datenübertragung und die Rechnervernetzung auch für die Sprach- oder andere kontinuierliche Multimediadatenübertragung verwendet werden kann.

Die wichtigsten Vernetzungskonzepte im lokalen Bereich (LAN: local area network) waren Anfang der achtziger Jahre Ethernet und Tokenring; die Übertragungsraten waren dort in der Größenordnung von 1 bis 4 MBit/s, später auch 10 bzw. 16 MBit/s. Ende der achtziger Jahre kamen FDDI (fibre distributed digital interface) mit 100 MBit/s und weitere Entwicklungen wie ATM hinzu. Heute ist Gigabit-Ethernet in Gebrauch und 10-Gigabit-Ethernet in der Entwicklung.

Im Weitverkehrsbereich (WAN: wide area network) entstanden ebenfalls verschiedene konkurrierende Systeme. Ende der sechziger Jahre entwickelte sich in den USA das ARPA-Netz (ARPA: American Research Project Agency), welches Rechensysteme von Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen in den USA miteinander verband. Daraus entwickelte sich mit einigen Änderungen in den Protokollen in den siebziger Jahren und einigen organisatorischen Restrukturierungen das Internet, welches mit dem Aufkommen des WWW (World Wide Web) einen gigantischen Boom erlebte. Diente das ursprünglich Internet nur einigen Wissenschaftlern als Kommunikationsmedium, so ist es heute ein auch für Privatpersonen zugängliches Medium, in welchem viele Belange menschlichen Lebens (Kontoführung, Nachrichten, Einkauf, Firmenpräsentation usw.) abgedeckt werden.

Ende der siebziger Jahre stellten die öffentlichen Post-Unternehmen mit dem ISO/OSI-Basisreferenzmodell ein Konzept zur öffentlichen Datenkommunikation zur Verfügung, dessen Protokoll X.25 mit DATEX-P in Deutschland eine gewisse Verbreitung gefunden hatte. Allerdings waren die Kosten und die eher konservative technische Ausrichtung von Anfang an ein Hindernis gewesen. Zur gleichen Zeit entschloss man sich weltweit mit der Einführung des ISDN (Integrated Services Digital Network), ein digitales Telefonsystem einzuführen, welches seit den neunziger Jahren auch als Basis für die Interkonnektion autonomer Rechensysteme im privaten und öffentlichen Bereich erfolgreich eingesetzt wird.

In den neunziger Jahren wurden Netze zur drahtlosen Datenkommunikation eingeführt, die sich aber nur langsam durchsetzen. Während die mobile Sprachkommunikation mit dem Aufkommen des GSM (eigentlich Groupe Spécial Mobile, heute vielfach: Global System for Mobile Communications) seit Anfang der neunziger Jahre eine starke Nachfrage zeitigt, können sich die drahtlosen Datennetze trotz der Standardisierung (WLAN: Wireless LAN) 1996 und des Einbaus von Infrarotschnittstellen in die meisten Endsysteme nur langsam durchsetzen. Mit dem neuen offenen Standard Bluetooth ab ca. 1999 kam wieder etwas mehr Dynamik in diese Entwicklung.