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Unterabschnitte

4.2 ETSI BRAN Standards

Die HiperLAN Standards wurden von einem Komitee von Wissenschaftlern des ETSI Projekts BRAN (für ‚‚Broadband Radio Access Networks“) [BRA].

ETSI ist das European Telecommunications Standards Institute, das seinen Wirkungsbereich jedoch auch auf außerhalb von Europa ausgedehnt hat. Mit gegenwärtig12 912 Mitgliedern aus 54 Ländern ist ETSI im Vergleich zum IEEE relativ klein, allerdings ist sein Aufgabenbereich auch nur auf die Telekommunikation beschränkt [ETS].

4.2.1 HiperLAN/1

Für HiperLAN/1 (auch HiperLAN Type 1 genannt) war von der ETSI ein eigenes Frequenzband vorgesehen, dass ausschließlich von HiperLAN/1 konformen Geräten benutzt werden sollte, so dass auf Spread Spectrum Techniken zum Umgehen von Störquellen verzichten werden können. Dieses Band war zwischen 5,1 und 5,3GHz in dem 5 feste Kanäle Platz fanden, auf denen mit einer maximalen Rate von 23.5MBits/sDaten übertragen werden können sollten.

Als Medium Zugriffskontrolle sollte eine Abwandlung der CSMA/CA Methode verwendet werden, die Elimination Yield Non-Pre-emptive Priority Multiple Access (EY-NPMA) genannt wird. EY-NPMA unterstützt im Gegensatz zum normalen CSMA/CA eine Art von Prioritätisierung, so dass im (beschränktem) Umfange Quality of Service (QoS) erreicht werden kann [HIPa].

Eine Besonderheit des HiperLAN/1 ist das ad-hoc routing: Jeder der völlig gleichberechtigten Teilnehmer in einem HiperLAN/1 Netz kann als Repeater fungieren und Pakete weiterleiten, so dass auch zwei Teilnehmer miteinander kommunizieren können, die außer Reichweite voneinander sind, wenn zwischen ihnen nur genügend andere Teilnehmer sind (siehe Abbildung 28) [Tou00].

Abbildung 28: Ad-Hoc Routing im HiperLAN/1 Netz
ad-hoc-routing

Den HiperLAN Standard muss man leider als Totgeburt ansehen: Die Protokolle waren zu komplex, die Techniken zu kompliziert und da das 5GHz HiperLAN-Frequenzband zunächst nur in einigen europäischen Ländern frei gegeben wurde, der Markt zu klein so dass es bis heute keine HiperLAN/1-Produkte im Handel gibt.


4.2.2 HiperLAN/2

HiperLAN/2 ist zwar der Nachfolgestandard von HiperLAN/1, hat aber mit ihm nicht allzu viel gemeinsam. Auch für HiperLAN/2 hat die ETSI ein eigenes Frequenzband vorgesehen (zwischen 5,4 und 5,7GHz). Da es sich ergab, dass die HiperLAN/1 Bänder ungenutzt blieben, steht dieser Frequenzbereich HiperLAN/2 nun auch zur Verfügung.

Die Zugriffsmethode erfolgt bei HiperLAN/2 mittels TDMA, so dass zwar keine Ad-Hoc Netzwerke von gleichberechtigten Partnern möglich sind, aber dafür Quality of Service im vollem Umfang möglich ist.

Das Signal wird mittels OFDM über 52 einzelne Unterträger gesendet. Dabei werden Modulation BPSK, QPSK, 16QAM oder 64QAM verwendet. Aus Kombinationen von unterschiedlichen Zeichenraten und Modulationen ergeben sich die Datenraten 6, 9, 12, 18, 27, 36 und 54MBits/s[HIPb],[Joh].

HiperLAN/2 ist Protokoll unabhängig, d.h. im Gegensatz zu den IEEE802.11 Standards, die man auch getrost als ‚‚Wireless Ethernet“ bezeichnen kann, erlaubt HiperLAN nicht nur die Übertragung von Ethernet-Frames, sondern auch z.B. ATM-Cells oder FireWire Pakete transportieren.

Die Zukunft des HiperLAN/2 Standard sieht recht rosig aus: Es hat sich als Herstellerverband das ‚‚HiperLAN2 Global Forum“ (H2GF, [H2G]) gebildet und Produkte sollen sogar bereits auf der diesjährigen CeBIT vorgeführt worden sein. Aber es ist auch zu befürchten, dass HiperLAN/2 ein ähnliches Schicksal erleiden wird, wie sein Vorgänger HiperLAN/1 und dass der Markt dem größtenteils gleichwertigem IEEE 802.11a (siehe Abschnitt 4.1.3) den Vorzug geben wird.

Da die beiden Standards in ihrer physikalischen Schicht nahezu identisch sind und die Ingenieure von Wissenschaftler von ETSI und IEEE miteinander kooperieren, ist in Zukunft eine Angleichung der Standards denkbar, so dass eine (eingeschränkte) Kompatibilität zwischen 802.11a und HiperLAN/2-Produkten möglich ist. Die Bausteine dafür gibt es jedenfalls schon [Amp].



Fußnoten

... gegenwärtig12
Stand vom Juni 2002

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Thilo Manske 2002-08-13