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Beschreibung von Managementinformation

Die Daten, die beim Betrieb von Managementsystemen von Belang sind, werden unter dem Begriff Managementinformation (management information) zusammengefasst; wir nennen sie auch managementrelevante Information. Es wird zunächst untersucht, welche Arten von Managementinformation es geben kann und dann festgelegt, welche managementrelevante Information in Managementsystemen enthalten sein sollte bzw. enthalten sein muss.

Zur (informatischen) Modellierung realer Systeme müssen Struktur und Verhalten des realen Systems auf (informatische) Datenstrukturen und Funktionen abgebildet werden. Im Fall von Managementsystemen müssen Struktur und Verhalten des zu betreibenden Rechnernetzes sowie die Strukturen und das Verhalten seiner Bestandteile modelliert werden. Man bezeichnet die Datenstrukturen mit den zugehörigen Programmen, auf die eine Ressource abgebildet wird, als Managed Object (MO); ein Managed Object repräsentiert somit eine zu verwaltende Komponente in einem Netzwerk, z.B. einen Router, eine Verbindungsleitung oder ein Endgerät. In einigen Ansätzen geht man so weit, auch die Struktur und das Verhalten des Managementsystems selbst zu modellieren und betrachtet dieses somit als Ressource des Rechnernetzes, so dass man das Managementsystem gewissermaßen mit Hilfe seiner selbst steuern kann. 

Ein Managementansatz beinhaltet zum einen eine Sprache, in der Managed Objects beschrieben werden können. Meist umfasst diese Sprache jedoch nur Konstrukte zur exakten Beschreibung der Struktur der abgebildeten Ressourcen, nicht jedoch – oder nur sehr rudimentär – zur Beschreibung ihres Verhaltens. Bei der Definition einer solchen Sprache geht man im einfachsten Fall davon aus, dass die einzelnen Bestandteile einer Komponente auf eine nicht weiter strukturierte Menge von Variablen mit elementaren Wertebereichen wie Integer, Real oder String abgebildet werden können. Ein Managed Object entspricht also einem Satz von Variablen und wird durch einen Bezeichner referenziert. Eine Erweiterung dieses Konzepts ergibt sich, wenn man logisch zusammengehörige Variablen zu Gruppen zusammenfasst und mit ähnlichen Bezeichnern versieht. Legt man nun noch fest, dass außer den zusammengehörigen Variablen auch die Prozeduren, welche auf diesen Variablen operieren, in einer Definition zusammengefasst sind, so nähert man sich einer objektorientierten Darstellung von Managementinformation. Bei diesem Ansatz wird für jeden abzubildenden Ressourcentyp ein Objekttyp (eine Klasse) definiert. Einer bestimmten Ressource im Rechnernetz entspricht zur Laufzeit eines Managementsystems genau ein Objekt eines Typs (eine Instanz einer Klasse), auf welches nur über Schnittstellen zugegriffen werden kann, die in der Typdefinition definiert sind. Darüber hinaus legt die Beschreibungssprache eine Darstellung für Managementinformation fest, so dass auch Managementobjekte verschiedener Hersteller ohne Anpassungsprobleme in unterschiedlichen Managementsystemen eingesetzt werden können.

Eine sinnvolle Ergänzung zu einer Beschreibungssprache sind Richtlinien zur Definition von MOs, die daher in den vielen Managementansätzen enthalten sind. Diese Richtlinien legen fest, welche Arten von Ressourcen bzw. welche ihrer Eigenschaften auf eigene MOs abgebildet werden, und bei welchen dieses nicht sinnvoll ist. Hiermit wird auf ein allgemeines Problem der Wissensrepräsentation eingegangen: Wird zuviel repräsentiert, so führt dies zu einer unnötig hohen Komplexität; repräsentiert man zu wenig, d.h. ist die resultierende Beschreibung der realen Welt zu grob, so fehlt dem verarbeitenden System wichtige Information. 

Zum Zwecke der global eindeutigen Referenzierung der Definitionen von MOs ist eine globale Benennungsstrategie erforderlich. Dazu wird eine Verzeichnisstruktur verwendet, die gemeinsam von der ISO und der CCITT festgelegt wurde und auch für andere Zwecke genutzt wird, z.B. zur eindeutigen Benennung von internationalen Standards mit dem Ziel der eindeutigen, automatischen Referenzierbarkeit. Bei der Struktur handelt es sich um einen Baum, der auch als Registrierungsbaum (Registration Tree) bezeichnet wird. Innerhalb jeder Stufe des Baums wird den Kanten eindeutig eine natürliche Zahl als Bezeichnung zugeordnet. Zusätzlich kann jeder Kante optional eine (bedeutungsvolle) Zeichenfolge zugeordnet werden. Durch eine geordnete Folge von Bezeichnern der Kanten eines Pfads, der an der Wurzel des Registrierungsbaums beginnt, kann eine Gruppe von Objekten oder, wenn der Pfad bis zu einem Blatt führt, ein einzelnes Objekt eindeutig referenziert werden. Wir nennen eine solche Folge Objektbezeichner, wenn sie ein einzelnes Objekt – also z.B. einen Standard oder eine MO-Definition – identifiziert. Die heute gängigen Sprachen zur Definition der Struktur von Managementinformation basieren alle auf der Syntaxbeschreibungssprache ASN.1. In dieser Sprache wurde für Objektbezeichner der Typ "OBJECT-IDENTIFIER" definiert. Als Beispiel soll ein Objektbezeichner angegeben werden, der einen bestimmten ISO-Standard kennzeichnet, wobei die folgenden drei Festlegungen des Objektbezeichners zueinander äquivalent sind.

ftam-1 OBJECT IDENTIFIER ::= { 1 0 8571 5 1 }
ftam-1 OBJECT IDENTIFIER ::= { iso standard 8571 5 1 }
ftam-1 OBJECT IDENTIFIER ::= { iso(1) standard(0) 8571 5 1 }

Managementansätze schreiben i.d.R. nicht vor, in welchen konkreten Datenstrukturen die Realisierung der managementrelevanten Information in den einzelnen Managementsystemen erfolgt. Die Verwaltung und der Zugriff auf Managementinformation zur Laufzeit eines Managementsystems erfolgt über Dienstschnittstellen. Hier werden die elementaren Dienste zum Schreiben und Lesen der Werte einzelner MOs sowie zu deren Verwaltung angeboten. Auch die Behandlung von Ereignissen, die Managementobjekte betreffen, erfolgt an dieser Schnittstelle. Neben der Möglichkeit, die Dienstschnittstelle explizit und getrennt festzulegen, ist es auch denkbar, diese implizit gemeinsam mit dem Protokoll zur Übertragung elementarer Managementinformation zu definieren.